Leben ist das, was passiert, während du etwas anderes planst. Vielleicht geschieht nichts ohne Grund, und wir haben alle einen Platz auf der Welt, um zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort einem bestimmten Menschen zu begegnen, für den wir bestimmt sind. (Backstage Love Unendlich nah)
Worte aus meinem eigenen Debütroman, die ich beinahe vergessen hätte, obwohl sie mir beim Schreiben vor über zehn Jahren wahnsinnig viel bedeutet haben. Erst ein Beitrag einer wunderbaren Bloggerin erinnerte mich daran und führte mir vor Augen, dass ich das im letzten Jahr vollkommen vergessen hatte. Manchmal war ich so beschäftigt mit den Erwartungen an das Leben und an mich, dass das echte Leben da draußen an mir vorübergezogen ist. Dabei hat mich ein Buch, das nach Schema F verlief und keine Überraschungen bereithielt, als leidenschaftliche Leserin stets gelangweilt. Es sind doch gerade die unerwarteten Wendungen, die Momente, in denen wir vor Schock kaum Luft holen können, die, die ein Buch lesenswert machen. Ohne Schicksalsschläge, ohne traurige Verluste gäbe es keine besonderen Geschichten zu erzählen.
Warum also streben wir danach, dass wir immer genau das bekommen, was wir uns gerade wünschen? Wieso fällt es uns so schwer, uns dem Fluss des Lebens hinzugeben, der Wunderbares und manchmal auch Schreckliches für uns bereithält? Ist es die Angst vor dem drohenden Schmerz? In meinem Fall ist es wohl so. Ich kämpfe seit Jahren gegen die Angst vor dem Kummer und dem Ohnmachtsgefühl. Wenn ich eins im vergangenen Jahr gelernt habe, dann dass Schmerz nie allein kommt. Denn da wo Leid ist, muss auch Liebe sein. Dort wo Schatten ist, gibt es auch immer Licht und Leid und Glück liegen nah beieinander. Meistens wird die Dunkelheit früher oder später von hellen Moment unterbrochen, bis diese Zeiträume irgendwann länger werden und die Dunkelheit schließlich von der Sonne verdrängt wird. Am Anfang mag es wichtig sein, weiter zu atmen, nicht unter zu gehen, später das Licht zu sehen und dann dem Leben zu vertrauen, das es immer weitergeht. Je mehr man liebt, desto länger dauert dieser Prozess. Denn wo viel Liebe ist, wird auch viel Schmerz sein. Ein großer Baum spendet ebenfalls mehr Schatten, als ein kleiner. Wenn also ein Mensch stirbt, den wir über die Maßen geliebt haben, ist es da nicht recht und billig, das wir leiden und vor Schmerz vergehen? Wäre es andernfalls nicht so, als hätte es diesen Mensch nie gegeben und als hätte er keine Spuren in unserem Herzen hinterlassen. Ich nehme also den Schmerz als das, was er eigentlich ist: ein Beweis meiner großen, endlosen Liebe.
Falls deine Welt also gerade kurzzeitig stehen bleibt, droht unterzugehen, die Trauer dich in die Tiefe zieht und du glaubst es nicht weiter zu ertragen, dann liebst du. Und das ist großartig. Besonders. Herausragend. Das ist Leben. Das Atmen habe ich überstanden. Langsam sehe ich das Licht und die Augenblicke werden bereits länger. Jetzt übe ich mich in der Zuversicht, dass am Ende alles gut wird.
Everything is going to be fine in the end. If it’s not fine it’s not the end. (Oscar Wilde)
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Annie Stone (Freitag, 16 November 2018 17:53)
So wahre Worte, liebe Kathrin! Wenn es nicht wehtun würde, wäre es nicht echt gewesen. Und das wäre ja noch schlimmer, als der Schmerz. Drück dich!
Saskia Seifert (Sonntag, 18 November 2018 20:47)
Es sind so wahre Worte süße. Wenn man den Schmerz spürt und leidet, dann weiß man, man hat geliebt. Und das diese Person ewig in unserem Herzen weiter leben wird. Ich drück dich♡