Kennt ihr das? Die Kaffeepads sind leer und ihr greift auf den alten Instantkaffee zurück, der seit eurem letzten Urlaub in eurem Schrank vor sich hin vegetiert. Ihr seid spät dran, hetzt zum Auto, um loszufahren, und da reißt der Gurt der Handtasche, die zu Boden fällt. Nachdem alles wieder eingeräumt ist, fahrt ihr endlich los und ihr bemerkt, dass ihr vergessen habt, zu frühstücken. Mist - gut, dann muss eben die Tankstelle herhalten, die auf dem Weg liegt. Kurz bevor ihr abbiegen könnt, tritt ein Polizist auf die Straße und bittet euch ihm zu folgen. Natürlich! Ihr seid einer der Roadies, die schlappe 11 km/h zu schnell unterwegs waren, und dann auch noch an einer Stelle, die bekannt für die Radarfallen ist. Verdammt! Auf dem Weg zum Polizeiauto, wo ihr gnädigerweise euer Bußgeld direkt bezahlen dürft, begegnen euch alte Bekannte, die euch allesamt beschämt grüßen. Der Weg zur Tankstelle ist nicht mehr weit, aber leider umsonst, denn die Brötchenlieferung kam an diesem Morgen nicht und so kauft ihr in eurer Verzweiflung eine Bifi. Es ist nicht so, dass ihr vom Fleisch fallt - das Letzte, was ihr an so einem Tag allerdings gebrauchen könnt, ist, mit einem knurrenden Magen beim Arzt im Wartezimmer zu sitzen oder im Worst-Case-Fall eine Migräne zu bekommen. Immerhin seid ihr nur zehn Minuten zu spät beim Termin und zittert, dass ihr rechtzeitig heimkommt, um zum vereinbarten Rückruftermin mit der Krankenkasse wieder Zuhause zu sein. Die rufen ohnehin nie pünktlich an, also tief durchatmen. Nie, außer an diesem Tag, an dem ihr den Bruchteil einer Sekunde verspätet da seid, um den Anruf entgegenzunehmen und anschließend fast eine halbe Stunde in der Warteschleife hängt. Zu guter Letzt ist natürlich das Hackfleisch schlecht und ihr müsst nochmal zum Einkaufen los, weswegen ihr keine Zeit habt, um wenigstens eine kurze Zeit am neuen Manuskript arbeiten zu können. Ihr beschließt, dass ihr den Tag furchtbar findet, und wundert euch am Abend beim Einlaufen der Badewanne, wo das ganze verdammte Wasser um eure Füße herkommt. Ein Rohrbruch - selbstverständlich. Das perfekte Ende für diese behämmerten vierundzwanzig Stunden. 

An solchen Tagen fällt es einem schwer, glücklich zu sein, auch wenn es tausend Dinge gibt, die mich täglich lächeln lassen. Manchmal überdecken die Hetzerei und der Druck, allem gerecht zu werden, den Blick auf die wirklich großartigen Sachen, die einem widerfahren. 

Natürlich gibt es da diese großen Dinge, Träume und Wünsche, die sich erfüllen, wie der gerade erst frisch unterzeichnete Literaturagentur-Vertrag, der neue Job, die Beförderung, das zuletzt veröffentlichte und erfolgreiche Buch, der Hauskauf, das neue Auto oder die super Noten des Kindes. Von diesen Erfolgsmomenten können wir sicher eine Weile zehren, jedoch nicht vom Grunde unseres Herzens zufrieden sein.

Was sind sie nun, die kleinen Dinge, die euch in eurer kleinen Welt jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern? Für mich sind es vor allem Menschen: Das ausgelassene Kichern meines Sohnes, der gesund und glücklich ist (meistens zumindest ;) ). Den liebevoll zubereiteten Tee für mich von meinem Mann, damit ich genügend trinke. Der Schmetterling, der sich sekundenlang auf meine Schulter setzt. Mein Harry Potter Schlafanzug, der frisch gewaschen und sooo gemütlich ist. Das Lilienfoto, das meine liebe Freundin mir schickt, weil es sie an meine Lieblingsheldin Lily erinnert. Die treuen Hundeaugen, die mich auf jedem Schritt begleiten und mich daran erinnern, hin und wieder Pausen zu machen. Meine Freundinnen, die mir beinahe jeden Tag eine liebe Nachricht senden oder mich anrufen, um nach meinem Tag zu fragen. Die Umarmung meines Sohnes, wenn ich ihn von der Schule abhole. Die Tasse Kaffee, die ich im Sonnenschein im Garten trinke, während ich dem Vogelgezwitscher lausche. Meine Mama, die einfach so in der Tür steht und mir frisches Obst vom Bauern mitbringt. Die freudige Begrüßung meiner Oma, wenn ich ihr ihre Lieblingsschoki bringe, damit sie sich über etwas freut. Das Schnurren meiner Katzen, die auf meinem Kopfkissen schlafen. Und nicht zuletzt meine lieben Leser, die mir Nachrichten schicken, mir sagen, dass sie sich wahnsinnig auf mein neues Buch freuen oder mir nur mal für eine wundervolle Woche wünschen wollen. All das macht jeden Tag besonders, egal wie chaotisch und verhext er sich manchmal auch gestaltet. Hin und wieder ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, wie reich wir doch sind und worauf es letztendlich ankommt.

Nachdem ich nun all die Dinge aufgelistet habe, fällt mir auf: Es sind es vor allem meine Lieblingsmenschen, die mir glückliche Augenblick bescheren, weswegen ich mir zukünftig vornehme, diese Menschen regelmäßig daran zu erinnern, wie besonders sie sind und mit Kleinigkeiten zu erfreuen.

Wie ist das bei euch so? Was macht euch glücklich? 

Alles Liebe 

Liv / Kathrin